Theater und Orchester Heidelberg
Szene bei der Klavierhauptprobe; Foto Sebastian Bühler

Ein Gruß vom Angelus Novus

Der Philosoph Walter Benjamin steht im Zentrum einer neuen Oper, die am 9. Februar Premiere in Heidelberg feiert.

Operndirektorin Ulrike Schumann zur Neuinszenierung im Musiktheater

Eine sehr persönliche Trilogie vollendete der Komponist Peter Ruzicka im letzten Jahr mit der Uraufführung seines Musiktheaterwerkes »Benjamin«, die unter großem Beifall an der Hamburgischen Staatsoper stattfand. Trilogie? »Celan« – »Hölderlin« – »Benjamin«. Paul Celan, Friedrich Hölderlin und Walter Benjamin, drei wortmächtige Protagonisten des 19. und 20. Jahrhunderts, haben Ruzickas »Weltbild mitbestimmt und geprägt«, wie es der Komponist selbst formulierte.

Walter Benjamin (1892–1940), Philosoph und Publizist, zählt mit seinen geschichts- und medienphilosophischen Schriften zu den wichtigsten Chronisten der frühen Moderne. Dabei verlor er nie den Blick auf den Menschen, den sozial wenig privilegierten, der sich in dieser Zeitenwende mit unheimlichem Tempo einen Platz zum Leben sichern musste. Doch im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen hielt Benjamin auch im Fortschreiten inne, blieb stehen und schaute zurück, gern ins 19. Jahrhundert. Bereits im März 1933, nachdem unter der neuen Macht der Nationalsozialisten das Leben und Arbeiten des jüdischen Autors in Deutschland unmöglich wurde, emigrierte er nach Paris. Benjamin beendete sein Leben 1940 auf dem Weg ins amerikanische Exil an der französisch-spanischen Grenzstation Portbou. Widrige Umstände und Kräfteverlust begünstigten wohl seine Skepsis, jenseits seiner kulturellen und sprachlichen Heimat einen neuen Platz in der Welt für sich zu finden. Während so viele aus Deutschland weg, einer Zukunft, die das Überleben sicherte, entgegenstrebten, schien Benjamin sich gegen den Strom zu bewegen.

Diese Bewegung und Gegenbewegung haben Peter Ruzicka und seine Librettistin Yona Kim in »Benjamin«, Musiktheater in sieben Stationen, sehr eindrücklich in musikalisch und orchestral großangelegten Szenen abgebildet. Engste Weggefährten, die jüdischen Philosophen Hannah Arendt und Gershom Scholem, Ehefrau Dora Benjamin, die Regisseurin und Geliebte Asja Lacis sowie der Dichter Bertolt Brecht treten aus der Menschenmenge und markieren so bestimmte Lebens-, Denk- und Arbeitsphasen Walter Benjamins – ungeordnet, keiner Chronologie folgend, eben Stationen markierend.

Unter der Musikalischen Leitung von GMD Elias Grandy und in der Regie Ingo Kerkhofs wird »Benjamin« ab dem 9. Februar am Theater Heidelberg zu erleben sein, Bariton Miljenko Turk aus dem Ensemble der Oper Köln übernimmt die Titelpartie.

Sonderveranstaltungen zu »Benjamin«

»Reden über Benjamin«
Podiumsgespräch zu Peter Ruzickas »Benjamin«
Mit Nikolaus Müller-Schöll (Goethe-Universität Frankfurt/Main)
13. März 2019, 20.00 Uhr, Zwinger 1

Film-Matinee: »Hannah Arendt« – Ihr Denken veränderte die Welt
Spielfilm von Margarethe von Trotta (2012) mit Barbara Sukowa als Hannah Arendt
17. März 2019, 11.30 Uhr, Gloria-Kino

Einführungsgespräch zur Vorstellung »Benjamin« mit Peter Ruzicka
24. März 2019, 18.15 Uhr, Alter Saal

Benjamin

Musiktheater in sieben Stationen von Peter Ruzicka

Benjamin

Trailer von Thiemo Hehl

Fotos von der Klavierhauptprobe von Sebastian Bühler

Karten für die Vorstellungen erhalten Sie ab sofort an der Theaterkasse, Theaterstraße 10, unter 06221 58 20 000, tickets@theater.heidelberg.de oder online im Webshop.