Musikpreis der Stadt Heidelberg
Der Heidelberger Künstlerinnenpreis zählt zu den wichtigsten Kulturpreisen des Landes und ist weltweit der einzige Preis, der ausschließlich an Komponistinnen vergeben wird.
Zu seinem zwanzigjährigen Bestehen 2007 wurde der Heidelberger Künstlerinnenpreis neu positioniert und von Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner in Verbindung mit der Aufführung eines symphonischen Werkes verliehen. Der einzigartige Preis wurde 1987 von der Sängerin Roswitha Sperber gemeinsam mit der Landesregierung gegründet, um das Schaffen zeitgenössischer Komponistinnen auszuzeichnen. Der Deutschlandfunk als langjähriger Medienpartner zeichnet das Preisträgerinnen-Konzert auf und sendet es bundesweit zeitversetzt, gemeinsam mit einem Feature über die ausgezeichnete Komponistin.
Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro. Die Preisskulptur »Ewige Sehnsucht nach Vollkommenheit« aus der Serie »Gebrochenes Ganzes« des Heidelberger Bildhauers Günter Braun wurde von der Initiatorin Roswitha Sperber gestiftet.
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury, die sich aus Persönlichkeiten mit fachlichen Kompetenzen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik zusammensetzt und die vom Oberbürgermeister und Juryvorsitzenden bestimmt wird. Mitglieder von Amts wegen sind der Intendant des Theaters und Orchesters Heidelberg, Holger Schultze, der Generalmusikdirektor der Stadt Heidelberg, Elias Grandy, und der Konzertdramaturg des Philharmonischen Orchesters, Stefan Klawitter. Weitere Mitglieder sind Frank Kämpfer (Redakteur für Neue Musik, Deutschlandfunk), der Musikwissenschaftler und Publizist Gerhard R. Koch (FAZ), Prof. Walter Nussbaum (KlangForum Heidelberg) und Heike Hoffmann (Leiterin der Schwetzinger SWR Festspiele).
Unter den Preisträgerinnen finden sich namhafte Künstlerinnen wie Adriana Hölszky, Sofia Gubaidulina, Olga Neuwirth, Kaija Saariaho, Isabel Mundry und Jamilia Jazylbekova. Zuletzt erhielten Lucia Ronchetti (2014), Iris ter Schiphorst (2015) und Chaya Czernowin (2016) den Heidelberger Künstlerinnenpreis.
Zeynep Gedizlioğlu ist Trägerin des Künstlerinnenpreises 2018
Zeynep Gedizlioğlu wurde 1977 in Izmir/Türkei geboren. Sie studierte Komposition bei Cengiz Tanc in Istanbul, bei Theo Brandmüller in Saarbrücken, bei Ivan Fedele in Straßburg sowie in Karlsruhe bei Wolfgang Rihm. Von 2010 bis 2011 absolvierte sie den CURSUS 1 am Institut für Musik und Akustik, IRCAM, in Paris. Ihre Kompositionen wurden bei internationalen Festivals wie Musica Strasbourg, ISCM World New Music Days, Maerz Musik, Beethovenfest Bonn, Eclat Stuttgart, Wien Modern, Salzburger Festspiele, Wittener Tage für Neue Kammermusik, musikprotokoll-Graz und cresc…Biennale für Moderne Musik aufgeführt. Im Radio erklangen ihre Werke in Liveübertragungen beim SR2 Kultur Radio, Acik Radyo Istanbul, Radio France Musique, SWR2, SRF2 Kultur, hr2 Kultur, ORF1, Deutschlandradio Kultur und vielen anderen. Einige ihrer Werke wurden auf CDs veröffentlicht, unter anderem die Porträt-CD Zeynep Gedizlioğlu: Kesik (col legno) gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung, die ihre zwischen 2005 und 2010 entstandene Ensemblemusik präsentiert. Zeynep Gedizlioğlu war Stipendiatin des Kulturministeriums des Saarlandes (2004), erhielt das Landesgraduiertenstipendium (2005), das Wolfgang-Rihm-Stipendium der Hoepfner Stiftung (2008) sowie das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (2010) und 2005 gewann sie den Förderpreis des Franz-Liszt-Stipendiums in Weimar. 2012 erhielt Zeynep Gedizlioğlu den Komponisten-Preis der Ernst von Siemens Musikstiftung und 2014 den »Composer of the Year« Preis des 5. Donizetti Classical Music Awards in Istanbul. 2015 wurde sie für die Porträt-CD-Reihe Edition Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrats ausgewählt. Zuletzt ist sie für den Deutschen Musikautorenpreis 2016 in der Sparte »Musik für Ensemble« nominiert worden. Zurzeit lebt Zeynep Gedizlioğlu als freischaffende Komponistin in Berlin.
Jurybegründung
Zeynep Gedizlioğlu wuchs in Izmir und später in Istanbul in der Türkei auf. Sie studierte Komposition in Istanbul, Saarbrücken, Straßburg und Karlsruhe. Zeynep Gedizlioğlus musikalisches Schaffen besticht durch Fantasie und außergewöhnliches handwerkliches Können sowie durch Mut zu unkonventionellen Ausdrucksweisen. Persönliche Erfahrungen und politischer Protest finden in ihrer Musik Widerhall. Ebenso ist ihr Werk gekennzeichnet durch klangliche Verdichtungen und Überlagerungen. Sie stehen für Widerstand gegen ästhetische Homogenität und Glättung von Differenz. Der Heidelberger Künstlerinnenpreis 2018 zeichnet eine Komponistin aus, deren Werk einen kompromisslosen, transkulturellen Stil etabliert, der, mit Präzision und Konzentration auf das Detail gearbeitet, als Erweiterung und Bereicherung der zeitgenössischen Musiksprache zu hören ist.
Verleihung des Heidelberger Künstlerinnenpreises 2018
Werke von Gedizlioğlu, Weber und Sibelius; Klarinette Sabine Meyer, Leitung Antony Hermus
Verleihung des Heidelberger Künstlerinnenpreises 2017
Werke von Ying Wang, Alban Berg und Ludwig van Beethoven
Heidelberger Künstlerinnenpreis 2017

Foto Maria Frodl
Der Heidelberger Künstlerinnenpreis 2017 geht an Ying Wang.
Ying Wang wurde in Shanghai geboren, wo sie am Konservatorium Komposition studierte. Aufbaustudien führten sie ab 2003 an die Musikhochschule Köln zu Prof. York Höller, Prof. Rebecca Saunders und Prof. Johannes Schöllhorn. 2008 studierte sie elektronische Komposition bei Prof. Michael Beil. 2010 erwarb sie einen Masterabschluss für Zeitgenössische Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. 2012 wurde sie für einen Kurs am Ircam in Paris ausgewählt. Ying Wang arbeitete mit diversen Orchestern zusammen, darunter die Deutsche Radio Philharmonie, das Kölner Gürzenich Orchester, die Brandenburger Symphoniker, Tokyo Sinfonietta, Wienna Kammer Orchester und das Avanti! Orchester Helsinki. Mit Dirigenten wie Markus Stenz, Brad Lubman und Marcus Creed hat sie gemeinsame musikalische Projekte verwirklicht. 2009|10 wurde Ying Wang Stipendiatin der Internationalen Ensemble Modern Akademie in Frankfurt. Ying Wang erhielt Stipendien des Herrenhaus‘ Edenkoben, Künstlerhof Schrenyahn, der Internationalen Ensemble Modern Akademie und des Bundeskanzleramts Österreich. Das Experimental Studio des SWR förderte Sie mit einem Stipendium (Matrix11- und Matrix12-Festival). 2013 erhielt sie den Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik und den der 5. Brandenburger Biennale. Ying Wang ist Gewinnenrin des 35. IRINO Prize 2014 für Kammerorchester. 2015 wurde sie vom Kölner Deutschlandfunk als Composer in Residence beim Festival »Forum Neuer Musik« eingeladen. Mittlerweile erhielt Ying Wang Kompositionsaufträge von diversen Institutionen und Festivals für Neue Musik, darunter vom SWR, DLF, Ernst von Siemens Stiftung, Lucerne Festival, Landesmusikrat NRW, Kunststiftung NRW 2011/2013, Förderverein Brandenburger Symphoniker, Kassel Musiktage 2011/2013 und der Kölner Philharmonie.